Von der klassischen Pilates-Methode zum zeitgenössischen Pilates

Joseph Hubertus Pilates (1883-1967) war selber kränklich, hat sich dennoch mit der „Bewegungslehre“ beschäftigt. Somit führte seine Freude an Bewegung schon früh zu einem besonderen Körperbewusstsein und einem kräftigen Körper.

Er ging 1912 nach England und wurde als Deutscher zu Beginn des ersten Weltkrieges interniert. In dieser „Ruhepause“ begann er, sein Konzept eines ganzheitlichen Trainingsprogramms zur Verbesserung der Bauchmuskulatur und Körperkontrolle zu entwickeln, heute weltweit bekannt als Pilates-Methode.

Er unterrichtete seine Mitgefangenen, jene waren in einer so guten körperlichen Verfassung, dass sie die grosse Grippepandemie von 1918 überlebten.

1926 ist „Joe“ Pilates nach New York ausgewandert und hat sein Studio neben einem Tanzstudio eröffnet. Die Tänzer von nebenan wunderten sich über seine Trainingsmethoden und probierten es aus. Noch heute gibt es viele Tänzer, die ihr Zentrum durch die immer weiterentwickelte und verfeinerte Pilates-Methode stärken.

Sein effizientes Programm half den Leuten, einen gesunden, starken Körper im Einklang mit Körper, Geist und Seele zu trainieren.

Die Klassische Pilates-Methode nach Joseph Hubertus Pilates wurde verfeinert und erweitert unter Berücksichtigung moderner Wissenschaften und Methoden. Dies sind zum Beispiel:

  • Anatomy Trains-Konzept
  • Franklin-Methode®
  • Feldenkrais-Methode
  • die anatomische Sichtweisen der Spiraldynamik®
  • die Elastizität und Dynamik der Gyrokinesis®-Methode
  • Auch wurde das sich stets weiterentwickelte Wissen der Physiotherapie  miteinbezogen.

Somit wurde das „zeitgenössische Pilates“ als effizientes und ganzheitliches Training für funktionelle Kraft und Beweglichkeit, bewusste Körperwahrnehmung und Wohlbefinden von „art of motion“ geschaffen. Da die Grenzen zwischen bewegungs- und gesundheitsfördernden sowie therapeutischen Fachbereichen fliessend sind, gibt es viele Therapeuten, die die Pilates-Methode in ihrem Fachbereich anwenden.

Beim „zeitgenössischen Pilates“ wird der Ursprung von Joseph Pilates geschätzt und die grundlegenden Prinzipien der Pilates-Methode geachtet und respektiert. Jede Bewegung wird mit Bewusstsein, Kontrolle und Genauigkeit ausgeführt im Rhythmus einer fliessenden Atmung.

Nach wie vor ist eine grosse Aufmerksamkeit auf Atmung, Zentrierung und Stabilisierung, Schulterorganisation und differenzierte Extremitätenbewegung gerichtet.

Die Teilnehmer/innen erfreuen sich vielfältigem Nutzen wie z.B. Kräftigung des Zentrums:

  • dem tiefliegenden Bauchmuskel, der wie ein Korsett wirkt und den Lenden-Beckenbereich stabilisiert;
  • die kleinen tiefen Rückenmuskeln, die für Stabilität und Aufrichtung der Wirbelsäule sorgen;
  • den Beckenboden, der die Organe positioniert und stützt und für reflektorische Entgegenhaltung sorgt.

Die lokalen Muskeln nahe der Gelenke z.B. im Schulter-, Kniebereich werden gestärkt und sorgen für dynamische Stabilität und somit für die Gesundheit und Funktionalität der Gelenke.

In einer ausgewogenen zeitgenössischen Pilates-Stunde werden zudem die globalen Muskeln und Strukturen im ganzen Körper gekräftigt, gedehnt, mobilisiert und entspannt und die 3-dimensionale Atmung verbessert.

Die zeitgenössische Pilates-Methode ist eine gesunde Gymnastik, die sich für alle Altersstufen und gleichermassen für Athleten und Untrainierte eignet. Zudem vitalisiert sie den Körper, belebt die Sinne, weckt Potential und Energien und macht Spass.

Text: Vera Siegfried

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